Zahnmedizin up2date 2007; 2(2): 89-108
DOI: 10.1055/s-2007-965692
Die Wurzelkanalspülung

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Wurzelkanalspülung

Hanjo Hecker, Mauro Amato, Roland Weiger
Further Information

Publication History

Publication Date:
21 November 2007 (online)

Preview

Geschichtlicher Rückblick

Spülen ist in! Wenn man das vorangegangene Jahrzehnt in der Endodontologie als das Jahrzehnt der rotierenden Nickel-Titan-Systeme bezeichnen kann, so wird dieses Jahrzehnt das der Wurzelkanalspülung werden.

In letzter Zeit werden immer neue Geräte auf den Markt gebracht: von RinsEndo über EndoSoft bis hin zu PlasticEndo, EndoActivator und EndoVac verspricht jeder Hersteller eine verbesserte Spülwirkung. Fast schon kann man von einem Paradigmenwechsel sprechen: wurde früher in erster Linie gespült, um die Aufbereitungsinstrumente im Kanal besser laufen zu lassen und die Dentinspäne herauszuschwemmen, so bereitet man heute die Kanäle auf, um die Spülflüssigkeiten gut in alle Kanalanteile zu befördern.

Aber auch die Art der Spüllösungen durchlief eine Entwicklung: verwendete man in der Anfangszeit der Endodontie noch Wasser als Spülmittel, so strebte man in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer mehr eine Sterilisation des Wurzelkanals an - leider mit äußerst toxischen Lösungen: Lister propagierte 1873 Phenol: weitere Empfehlungen waren stärkste Säuren wie Schwefel-, Salpeter- und Salzsäure. Einige haben nur noch exotisch-historische Bedeutung (Chloramin, Lokalanästhetika, Gerbsäuren), andere sind teilweise auch heute noch gebräuchlich: Natriumhypochlorit, Wasserstoffperoxid, Zitronensäure, EDTA und Jod-Jod-Kalium.

Glücklicherweise werden heute überwiegend solche Lösungen eingesetzt, die zwar über eine ausreichende antimikrobielle Wirkung verfügen, gleichzeitig aber auch biokompatibel sind. Um die Effektivität trotzdem steigern zu können, wird weniger von chemischer Seite (Erhöhung der Konzentration), sondern mittels physikalischer Methoden versucht, die Flüssigkeiten im Kanal aktiver zu machen. Dabei bedient man sich bei Ultraschall (Endosoft), positivem (RinsEndo) und negativem Druck (Endoactivator) sowie Vibration (PlasticEndo).

Ein weiterer Beleg für die zunehmende Bedeutung ist die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen. Die endodontologischen Journale wurden bis in die 90er-Jahre noch von „leakage studies“ dominiert, es folgten die oben erwähnte Periode der maschinellen Nickel-Titan-Instrumente und heute gibt es in jeder Ausgabe von IEJ, Triple-O und Journal of Endodontics (JOE Mai 2007: 7 von 23 Artikeln) eine ganze Reihe von Beiträgen, die sich mit der Spülung in allen Facetten beschäftigen.

Ziele der Wurzelkanalspülung

Hauptziele

1. Wirkung auch in mechanisch nicht erreichbaren Arealen:

  • Abtöten von Bakterien und deren Zerfallsprodukten.

  • Denaturierung von Gewebsresten (vitales/nekrotisches Pulpagewebe).

2. Entfernung der Dentinspäne, die während der Aufbereitung entstehen.

weiterhin:

3. Gleitmittel für die Instrumente.

4. Entfernung der Schmierschicht.

5. evtl. Bleichwirkung.

Literatur

 Leitender Oberarzt
Hanjo Hecker

Klinik für Parodontologie, Endodontologie und Kariologie
Universitätskliniken für Zahnmedizin, Universität Basel, Schweiz

Hebelstr. 3

4056 Basel/Schweiz

Phone: 0041/61/267 26 22

Fax: 0041/61/267 26 59

Email: hanjo.hecker@unibas.ch

URL: http://www.zahnerhaltung.unibas.ch